Mittwoch, 13. März 2013

Annapurna-Circuit 13.03.2013


Heute hieß es 03.30Uhr aufstehen. Als Bishnu an meiner Tür geklopft hat, hab ich mich absolut nicht fit gefühlt. Ich hatte zwar keine richtigen Kopfschmerzen, aber irgendwie hat mein Kopf gedrückt.
Mit der Taschenlampe ging es zur Dinning Hall und nach meinem Chapati mit Omlette ging es mir schon besser. Gegen 04.30Uhr sind wir losgelaufen und es war das Extremste, was ich je gemacht habe!
Es war stockdunkel, außer der wunderschöne Sternenhimmel. Dem konnte ich aber bald keine Beachtung mehr schenken, da der Weg nur aus Schnee bestand und an einem Abgrund entlang ging. Ich habe versucht mit meiner Taschenlampe so gut wie möglich alles auszuleuchten. Man musste sich so stark konzentrieren, dass man nicht wegrutscht. Während des Gehens ging es mir dann zu  Glück besser..es gab ja auch genug andere Sachen, mit denen man zu kämpfen hatte. Es war unglaublich kalt, ca. -10°C. Mein heißes Wasser, welches mir Bishnu in die Thermosflasche gefüllt hatte, war in Windeseile gefroren.
Außerdem ging es zwei Stunden steil bergauf. Bei der Kälte war das extrem anstrengend, aber durch das Training der letzten Tage hab ich das echt ganz gut hinbekommen. Irgendwann habe ich dann meine Füße nicht mehr gespürt und obwohl ich die Handschuhe hatte (und zum Glück habe ich sie gekauft!), waren meine Finger eiskalt. Ich hatte meine Mütze auf und darüber die Kapuze, meinen Schal als Windschutz im Gesicht. Mir ist permanent die Nase gelaufen, so dass ich nur durch den Mund atmen konnte. Irgendwann hab ich sie auch einfach laufen lassen, denn ich habe nur noch versucht vorwärts zu kommen. Ein weiterer Porter mit total viel Gepäck ist mit uns gelaufen und ist auch einige Male richtig ausgerutscht, so dass Bishnu ihm wieder hoch helfen musste.
Die Landschaft bzw. der Weg sah so atemberaubend aus. Ich hätte am liebsten viele Fotos gemacht, aber als ich einmal kurz meine Kamera rausgeholt habe, dachte ich meine Finger würden erfrieren. In dem Fall habe ich mir mal wieder gedacht "I wish my eyes could take pictures"!



Irgendwann hat man die Sonne am Berg aufgehen sehen, was total toll aussah, aber ich hatte gar keine Kraft um richtig hin zu gucken. Dann ging es total schnell und wir waren auf einmal am Ziel: dem weltgrößten Pass. Thorung La Pass auf 5416m! Aber wenn ich die Tage zuvor geschrieben habe "es war die Hölle", dann habe ich keine weiteren Worte mehr für den Pass. Es war so ein extrem starker Wind, dass der Schnee uns die ganze Zeit voll entgegen geweht ist. Es war so mega kalt und zugeschneit, dass man die Ausmaße des Passes gar nicht richtig ausmachen konnte. Nicht mal das kleine Teahouse da oben hatte offen. Wir haben dann versucht dahinter etwas Schutz zu bekommen, aber das half absolut nix, da der Schneewind von allen Seiten kam. Das Schild, dass man erfolgreich den Thorung Pass erklommen hat, war fast vollständig zugeschneit. Zwei Fotos gemacht und dann waren wir uns absolut einig, dass es so schnell wie möglich runter gehen sollte.


Aber auch die Strecke war nicht besser. Es ging direkt steil bergab, was im kniehohen Schnee noch schwieriger ist als bergauf. Zwar ist der Weg einigermaßen vorgetreten, doch man rutscht immer wieder weg oder bricht auf einmal tief in den Schnee ein. Meine Füße waren absolut klamm und ich konnte gar nicht mehr fühlen wo ich hintrete. Wir waren trotzdem relativ schnell, da wir der Kälte entfliehen wollten.
Durch das ständige bergab und ausrutschen, hat sich dann meine Achillessehne wieder gemeldet. Die letzten Tage hatte ich ja keine Probleme, jetzt dann dafür umso mehr. Ich hatte echt die Schnauze voll, als der Schnee endlich weniger wurde. Doch der Steinboden war auch nicht wesentlich besser, denn er war gefroren und wenn man da wegrutschte, dann tat es umso mehr weh. Zum Glück konnte ich mich immer irgendwie abfangen. Nach ca. 3Stunden sehr steilem Weg bergab, haben wir drei Teahouses erreicht, die den Ort Charabu (4230m) gebildet haben. Hier war es nicht mehr ganz so kalt und so haben wir uns in die Sonne gesetzt und erst mal durchgeatmet und Tee getrunken.




Danach ging es nicht mehr ganz so steil weiter runter nach Muktinath auf 3800m.
Der Blick auf Muktinath mit den Bergen im Hintergrund war sehr schön. Und endlich sind auch meine Füße aufgetaut und alle Strapazen vergessen. Zwischendurch dachte ich, ich würde das nie wieder machen wollen. Aber als das Schlimmste geschafft war, war es ein unglaubliches Glücksgefühl.




Muktinath besteht aus vielen Hotels und ist sehr auf Touristen ausgerichtet. Wir sind dann ins North Pole Hotel und waren um 10.30Uhr die ersten Trekker, die unten angekommen sind. Wir waren ja auch die Ersten auf dem Pass :-)
Ich habe dann erst mal was gegessen. Ein Tomato Cheese Sandwich mit Fries und es war so lecker! Als Nachtisch habe ich mir dann ein Snickers, welches ich noch übrig hatte, gegönnt. Was für eine tolle Belohnung!
Noch etwas geniales...für 100 Rupien gab es eine heiße Dusche! Der Wahnsinn, da ich schon seit einer Woche keine Haare mehr gewaschen habe und auch seit einigen Tagen nicht mehr duschen konnte!
Danach habe ich mich in die Sonne gesetzt und es war extrem warm. Eine Amerikanerin hat mir dann Sonnencreme geschenkt. Total nett, dann brauch ich Bishnu nicht mehr auszunutzen.
Saßen dann lange in der Sonne, bis wir nochmal kurz zu einem Tempel gelaufen sind. Dort haben wir ein rotes Stück Stoff als Segnung bekommen. Überall hingen die schönen bunten Gebetsfahnen und auch haufenweise Glocken. Die Tempel von Innen waren auch schön...mit großen Statuen von Buddha und weiteren Göttern.
Als wir im Hotel zurück waren, war dann auch Bishnu's Freund mit Helen angekommen. Die sind zwar von Thorung Phedi gestartet, haben aber trotzdem extrem lange gebraucht.














Abends saß ich mit Helen zusammen. Bishnu und sein Freund wollten uns überzeugen den Bus oder einen Jeep von Muktinath aus zu nehmen, da man wohl lange entlang der Straße läuft und wahrscheinlich wäre es für die Beiden einfach angenehmer nicht laufen zu müssen ;) Aber das ist mir egal...ich bin hier, um den kompletten Circuit zu laufen und solange meine Füße das mitmachen, mach ich das auch. Und selbst wenn Teile der Strecke nicht so schön sein sollten, sind sie doch Teil der 211km.
Haben dann auch zusammen zu Abend gegessen und in dem Hotel gab es echt richtig gutes Food. Ich hatte Makkaroni mit frischer Tomatensoße und mit Käse überbacken. Das wurde in einer heißen Platte serviert. Da ich immer noch Appetit hatte, habe ich mir zur Feier des Tages einen heißen Schokopudding bestellt. Der war nicht so sehr schokoladig und danach war mir auch eher ein bisschen schlecht, aber wenigstens war ich absolut satt.

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