Freitag, 15. Februar 2013

Jaipur 15.02.2013


Oh Gott...was für ein verrückter Tag...
Ich musste ziemlich früh aufstehen 04.15Uhr, um mich dann fertig zu machen, alles einzupacken und dann kurz vor 5Uhr den Berg runter zur Hauptstraße zu gehen. Dort hab ich eine Autorickshaw zur Railway-Station genommen und war super zeitig da. Der Zug war zwar schon da, aber leider konnte ich noch nicht in mein Abteil, da der Zug erst 06.10Uhr fahren sollte. Ich habe die Zeit, bis die Wagons geöffnet wurden, dann genutzt, um ein Paar Fotos zu schießen (diesmal wurde ich nicht, wie in Delhi, von irgendwelchen Wachmännern daran gehindert).

Jodhpur Railway Station



Als ich dann in den Wagon durfte, war ich positiv überrascht. Mein Wagon war vergleichbar mit unseren Zügen: bequeme Sitze und relativ viel Platz. Ich saß glücklicherweise neben einem kleinen Jungen, dadurch hatte ich noch mehr Freiraum und hab ca. vier von den fünf Stunden Fahrt geschlafen. Dann hab ich mir die Landschaft angesehen und sogar Flamingos sowie wilde Schweine gesehen.
Gegen 10.45Uhr war ich dann auf dem Bahnhof in Jaipur. Dort wollte ich zunächst ein ordentliches Telefon finden, da ich meine neue Couchsurfing-Host anrufen sollte, wenn ich angekommen bin. Leider gab es kein öffentliches Telefon. Als ich dann gerade doch mit meinem Handy anrufen wollte, hat mich einer der vielen Rickshaw-Fahrer angequatscht. Den hab ich dann ganz dreist gefragt, ob er ein Handy hat und ich ihm Geld geben kann zum telefonieren. Er hat es mir dann sofort gegeben und ich hab die Nummer, die ich von Ritu hatte, gewählt. Da hat sich dann eine männliche Stimme gemeldet, die meinte, dass er der Cousin sei und Ritu Meena (meine Host) ein Fest in der Schule hat und er deshalb das Handy. Ich hatte vorher in den Couchsurfing-Referenzen von Ritu schon gelesen, dass die anderen Surfer oft was mit dem Cousin gemacht haben, deshab habe ich ihm vertraut. Er meinte, dass ich den Bus Nummer 9 zum Amer Bus Stand nehmen und ihn dann nochmal anrufen soll.
Als ich aufgelegt habe, habe mich natürlich die ganzen Rickshaw-Driver bedrängt, dass sie mich hinfahren wollen, aber ich wollte zunächst das mit dem Bus probieren. Ich bin dann schnell weg da und hab mich durhgefragt zum Bus-Stop. Mir war ganz schön mulmig, denn ich hatte keine Ahnung wie das mit den Bussen funktioniert. Hab mich dann zu den Leuten gestellt und irgendwelche Inder angesprochen, die wie Studenten aussahen. Die haben mir dann auch bestätigt, dass dort die Nummer 9 fährt und ich hab mich eine Weile mit denen unterhalten. Die wollten ziemlich viel wissen, als es um Facebook, eMail und Handynummer ging, hab ich alles verneint. Sicher ist sicher.
Nach einer gefühlten Ewigkeit mit dem schweren Backpack auf meinen Schultern, kam dann endlich die Nummer 9b und ich bin schnell reingesprungen. Die Busse halten nicht wirklich an, sondern ein Kassierer schreit beim Fahren die Destinationen aus und man muss reinhüpfen. Der Bus wurde dann ziemlich voll. Neben mir saß eng gequetscht eine Frau mit ihrem Baby, die dann kurzerhand ihre Brust ausgepackt und das Kind gestillt hat...Indien eben..
Hab mich im Bus dann tausend Mal erkundigt, welche Station "Amer" ist. Im Bus haben die nämlich keine Stationen angesagt und ich hatte Angst die Station zu verpassen. Der Kassierer hat das mitbekommen und dann in Amer extra den Fahrer zum Halten gebracht, damit ich mein ganzes Gepäck schultern ( Backpack hinten, kleiner Rucksack vorne) und aus dem Bus steigen konnte. Auf dem Weg hab ich schon eins der drei Forts von Jaipur gesehen...das sah echt schön aus. Außerdem gibt es rund um die Stadt eine Mauer mit Wachtürmen. Die Stadt hat auf den ersten Blick auf jeden Fall etwas..
Nun gut...jetzt stand ich am Amer Bus Stand und musste wieder jemanden mit Telefon finden. Da hat mich dann ein Typ angequatscht, ob ich seine Couchsurferin bin. Ich hatte schon Hoffnung, dass das der Cousin von Ritu ist, aber leider war es irgendein anderer. Der hat dann die Nummer gewählt, aber irgendwie fand ich ihn komisch. Er meinte dann auch, dass er gerade eine Freundin zum Bus gebracht hat und gar nicht auf eine Couchsurferin wartet. Das hat ihn jedenfalls alles nicht sehr vertrauenswürdig erscheinen lassen. Er meinte dann, dass auf der Handynummer keiner rangeht, meinte jedoch die Nummer zu kennen und wollte mich zum Haus bringen. Das hab ich abgelehnt. Dann kamen noch weitere kleine Jungs, die mich auch alle hinführen wollten, doch ich hab drauf behaart stehen zu bleiben und wollte selbst nochmal anrufen. Das hat er mich dann auch machen lassen und ich konnte Ritu's Cousin erreichen, der mich dann auch innerhalb von 5 Minuten abgeholt hat.
Er hat mir dann nochmal erzählt was Ritu macht und das sie bald von der Schule kommt. Dann hat er mich ins Haus von Ritu gebracht und mir gleich mein Zimmer gezeigt und gesagt, dass ich ein Schloss davor machen kann (die Türen haben immer nur einen Schieberiegel als Verschluss). Das kam mir dann alles schon vertrauenswürdig vor. Also hab ich mein Zeug abgestellt und gleich den Raum verschlossen. Wenn man durch das Eingangstor von Ritu's Haus kommt, dann steht man erstmal in einer Art kleinem Hof, in dem Kühe untergebracht sind bzw. ein angebundenes Kalb und die anderen kommen von der Straße herein. Dann geht man ins Haus und im Zentrum stehen Motorräder und es gibt drei Zimmer und eine Küche. Gleich in dieser Etage ist mein Zimmer, was mich irgendwie an eine Garage erinnert, aber ich war froh ein eigenes Zimmer zu haben. Jedenfalls steht darin en Bett und das reicht. Zur Toilette und zum Bad geht man auf einen Nebenhof. Beide "Räume" haben kein Licht und es gibt eh keine Dusche und die Toilette ist so ein Bodenklo. In Indien wird auch kein Toilettenpapier benutzt. Jennifer hatte in Delhi welches für mich und in Jodhpur hab ich mir erstmal welche gekauft, denn darauf will ivh auf keinen Fall verzichten! Ich weiß jedenfalls nicht so richtig wie die das auf Toilette machen..es gibt neben jedem "Klo" in Bodennähe einen Wasserhahn und darunter ein Plastikbecher. Wie auch immer man sich damit reinigt, ich werd's nicht ausprobieren.
Das Haus hat noch zwei Etagen: in der Zweiten ist das Zimmer der Eltern, eine Art Wohnzimmer, das Zimmer von Ritu und ihrem Bruder sowie noch eine Küche. Und in der Dritten ist eine Terrasse, wo der Vater weiße Tauben hält.

Ritu's House


Eingang zu meinem Zimmer

Mein Zimmer

Nachdem ich meinen Raum abgeschlossen habe, hab ich dann Ricky kennengelernt. Auch ein Cousin von Ritu und wirklich gut aussehend. Beide Jungs waren echt nett und wir haben uns total gut verstanden. Sie haben mich dann in ihr Haus eingeladen, welches schräg gegenüber ist. Das Haus war ähnlich aufgebaut wie das von Ritu und die halten in ihrem Hof sogar richtige Büffel. Ich habe dann einen Chai mit eigener Milch bekommen und dazu Kekse. Total nett. Haben dann in der Sonne gesessen und über alles mögliche gesprochen. Außerdem hab ich noch einen weiteren "Cousin" kennengelernt namens Shubahm, aber er schien irgendwie abgedreht. Scheinbar sind hier in Amer(Stadtteil von Jaipur) alle bei Couchsurfing und hosten oft fremde Menschen.
Ricky und Raju


Raju und Ricky haben mir dann erzählt, dass der Pool aus dem Film "The Best Exotic Merigold Hotel" 5 Minuten von ihnen entfernt ist...den musste ich auf jeden Fall sehen. Wir sind hingelaufen und es sah wirklich toll aus.


 Als wir zurückkamen, kam uns Ritu entgegen. Ich habe sie kurz begrüßt, aber sie war wirklich ziemlich schüchtern. Wir haben dann ausgemacht, dass ich kurz mit Raju und Shubahm zu einem Treffen fahre und 16.00Uhr Ritu treffe, um mit ihr zum Programm ihrer alten Schule zu gehen. Wir sind dann also ein Stück mit dem Bus wieder Richtung Stadt gefahren und sind in ein Restaurant. Dort haben wir drei Spanierinnen getroffen, wie sich herausstellte, hat Raju sie über Couchsurfing kennengelernt. Ich hab mich dann mit den Spanierinnen (zwei ältere Damen und die Tochter der Einen) unterhalten und ich hab zum ersten Mal indisches Naan-Brot probiert. Das hat ganz gut geschmeckt, aber irgendein undefinierbares Gewürz war dran. Raju hat mir auch noch einen gemischten Fruchtsaft bestellt, der war frisch gepresst und wirklich unglaublich lecker. Nach etwa einer Stunde mussten die Spanierinnen sich verabschieden und wir sind zurück nach Amer gefahren.
Dort sind wir noch kurz über den Gemüsemarkt gelaufen und dann zurück zu Raju's Haus.
Mit den Spanierinnen im Restaurant

Gemüsemarkt

Dort hab ich dann schonwieder einen Chai bekommen. Der Tee ist gut, aber irgendwie kann ich davon nicht so viel trinken. Dann hat mich Ritu mit einer Freundin abgeholt und wir sind nur wenige Meter bis zu ihrer alten Schule gelaufen. Da war eine Schulfeier und es wurden Tänze und Theaterstücke aufgeführt und irgendwelche Auszeichnungen verliehen. Die Tänze waren total gut anzusehen, mit den typischen indischen Bewegungen wie aus den Bollywood-Filmen. Hab dann such versucht etwas mit Ritu ins Gespräch zu kommen, aber das war nicht so einfach. Ihr Englisch ist nicht so gut, dazu ist sie schüchtern und die kulturellen Differenzen wahrscheinlich echt zu groß. Das war in Delhi doch eine ganz andere Welt.


Die Jungs hatten mir erzählt, dass sie sehr gut Hennas malen kann, deshalb habe ich sie dann gleich gefragt, ob sie mir eins malen kann. Also sind wir dann irgendwann von der Schulaufführung zu einem Laden gelaufen, wo wir die Hennafarbe gekauft haben (10 Rupie). Außerdem hab ich da noch echt schöne Bangels (Armbänder) mitgenommen, jeweils 12 für 20 Rupie...da hatte ich dann die Bestätigung, dass der Preis in Jodhpur total überzogen war.
Dann hab ich Ritu gleich gesagt, dass ich die Lightshow vom Amber-Fort von der Ferne sehen möchte, um Fotos zu machen. Das Amber-Fort ist gerade mal 5 Minuten entfernt. Sanju (Ritu's Bruder) hat mich dann begleitet. Das war auch echt toll von ihm. Leider waren wir ein bisschen spät dran und haben die colorierte Beleuchtung verpasst. Trotzdem konnte ich noch ein paar schöne Fotos machen.


Wieder zurück im Haus von Ritu saßen wir dann alle zusammen (Ritu, Sanju, Ricky, Raju, Shubahm, Shubahm's Bruder und die Mutter von Ritu). Wir haben dann erzählt, ich hab mein Henna bekommen :-), gelernt meinen Namen in Hindi zuschreiben und die Mutter hat total leckeres Essen gekocht. Es gab Reis mit scharfem Gemüse (irgendwas grünes, keine Ahnung was das war) und irgendwelche Fleischbällchen sowie dazu Chapati (eine Art Wrap-Brot).



Ricky und Ritu


Es war ein absolut erlebnisreicher Tag. Ich bin froh, dass ich mutig war und den Bus nach Mer genommen habe. Es ist eine absolut großartige Erfahrung in eine so andere Kultur eintauchen zu können. Auch wenn ich zwischendurch echt Angst und keine Ahnung hatte, ob das alles klappt und gut geht, am Ende war ich so froh. Die Menschen sind so gastfreundlich, obwohl sie selber so viel weniger haben und haben mich sofort aufgenommen...absolut unglaublich!

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